Ein Rückblick auf das MeetUp KI und Barrierefreiheit

Ein Rückblick auf das MeetUp KI und Barrierefreiheit

Barrierefreiheit und KI

Das Thema Barrierefreiheit wird an vielen Stellen in Deutschland thematisiert und es gibt sicherlich viele gute Entwicklungen. So gibt es beispielweise in Bielefeld das online-Angebot Bielefeld Barrierefrei, das Übersicht bietet, wie und wo Personen sich mit dem Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen gut bewegen oder sich mit einer Seh- oder Höreinschränkung gut zurecht findet.

Meine persönliche Meinung hierzu ist, dass beim Thema Barrierefreiheit allgemein aber noch sehr viel Luft nach oben ist und war gespannt, welche Ansätze Dr. Markus Paulußen, der sich seit Jahren intensiv mit dieser Materie auseinander setzt, entwickelt hat. Er hat am Ideenwettbewerb InnovateNOW teilgenommen, der u.a. von uns von Open Innovation City Bielefeld mit initiiert und begleitet wurde, und kam dabei unter die letzten drei Teilnehmenden und gewann den Publikumspreis. Aufgrund der Platzierung konnte er seine Ansätze begleitet weiter vertiefen.

Bei uns im Innovation Office hat er den Teilnehmenden aus der Zivilgesellschaft dann folgende Ansätze vorgestellt:

Ansatz 1 - KI-gestütztes online-System, um barrierefreie Lösungen zu finden

Es fällt nicht allen auf, aber viele Menschen vermeiden in mannigfaltigen Situationen eine Fahrt in die Stadt. Oder (aus meinem persönlichen Umfeld) sie müssen schon mal eine vorbereitende Probefahrt vor dem eigentlichen Termin durchführen, um z.B. Sicherheit darin zu bekommen, dass der Weg von Parkplatz zu Lokalität nicht zu weit ist. Eine Teilnehmerin berichtete davon, dass sie gewisse Mühen hatte, ein passendes Restaurant zu finden, das auch wirklich zu 100% geeignet für Rollstühle ist. Bisweilen befindet sich dann bei sonstiger Eignung einfach die Toilette ohne Fahrstuhl in einem anderen Stockwerk…

Dr. Markus Paulußen steht vor einem Whiteboard. Auf dem Whiteboard ist ein Workflow skizziert. Der Worflow beschreibt, wie ein KI-System Inhalte zu Barrieren zu den Nutzenden bringt.

Dr. Paulußen führte ein System vor, in dem ein Person per einfacher Eingabe von Text oder gesprochener Sprache Informationen zur Barrierefreiheit bekommen kann, passend zum Ort, an dem man sich befindet oder wo man hin möchte. In schon fast bekannter Manier kann die antwortende KI unterbrochen werden und “im Gespräch” weiter in die Tiefe gegangen und weitere Eingrenzungen durchgeführt werden. So kann sich der Mensch mit Einschränkungen iterativ eine sehr gute Lösung erarbeiten, um sich dann eigenständig durch die Stadt bewegen zu können. So kann er sich unangenehme, peinliche oder gar nicht lösbare Fallen ersparen. Die Eigenständigkeit ist im Übrigen ein essentieller Bestandteil der Barrierefreiheit.

Besonders wichtig erschien mir, das auch konventionelle einfache Telefone genutzt werden können sollen, um die Informationen einholen zu können. Zu bedenken ist, dass z.B. ältere Menschen häufig keine Smartphones nutzen. Eine Teilnehmende riet dazu, nur eine einzige Telefon-Nummer als Einwahl zu nutzen, was ich persönlich sehr sinnvoll fand.

Ansatz 2 - KI-gestütztes online-System, um barrierefreie Textdokumente zu erstellen

Hierbei werden z.B. Text-Essenzen aus Bildern extrahiert und in Dokumente (PDFs) überführt. Die Dokumente können zudem wahlweise als einfache oder leichte Sprache erstellt werden. Dieses soll ein allgemein nutzbarer Service werden, der m.M.n. angenehmerweise weniger komplex ist als Ansatz 1.

Mein persönliches Highlight: die Brille von “Ray Ban & Meta”

Dr. Paulußen führte als besonderes Gadget (deutsch: “Apparat”, “Technische Spielerei”…) die Brille von “Ray Ban & Meta” vor, die sowohl über Sprachein- wie -ausgabe und eine Anbindung an KI verfügt. Nicht nur, dass sie im schicken zeitgeistgemäßen Stil daher kommt, sie ist auch verblüffend leicht und verfügt über Funktionen wie Fotos erstellen, Musik abspielen etc.. Für sehr eingeschränkte Menschen kann m.M.n. so etwas eine sehr gute Hilfe sein.

Die starke Integration in das Meta-Biotop und das mögliche unbemerkte Aufnehmen von Ton und Bild sind als kritisch einzustufen. Zudem ist die Brille nicht auf den ersten Blick als Smart Glass zu erkennen.

Mein letzter persönlicher Kontakt mit Smart Glasses (von Google) ist zirka 10 Jahre her. Trotz großer Mühen fiel uns die Brille immer wieder aus und überhitzte z.B.. Wirklich sinnvoll einsetzbar erschien uns das zu dem damaligen Zeitpunkt nicht, das ist aber lange her.

Stephan Berkowitz hält die Brille von Ray Ban und Meta in den Händen un betrachtet sie eingehend.

Das war wie immer ein von Maria Gonçalves exzellent vorbereiteter und durchgeführter Workshop. Ich danke Dr. Paulußen für die interessanten und manchmal auch irritierenden Einblicke. Ich bin gespannt darauf, wie sich die Ansätze entwickeln.

Info zur MeetUp-Reihe

Die aktuelle Meetup-Reihe der Open Innovation City Bielefeld, KI und Zivilgesellschaft, stärkt die Innovationskraft der Bielefelder Zivilgesellschaft. In Meetups vermitteln Fachleute wichtige Kompetenzen zum kritischen Einsatz Künstlicher Intelligenz. Die Teilnehmenden bilden Communities of Practice (CoP). Die selbstständig arbeitenden Gruppen stehen für Offene Innovationen, Austausch und Co-Creation über Organisationsgrenzen hinaus.